Mein erstes Mal …

Habt ihr schon einmal versucht, einen Faden durch ein Nadelöhr zu schieben oder an irgendeinem Gerät eine winzige Schraube zurück in ihr ursprüngliches Gewinde zu drehen und seid dabei fast wahnsinnig geworden?

In Erwartung eben dieses Gefühls trat ich meiner ersten Erfahrung im Mini-Painting entgegen.

Malen im Freien. Nicht von meinem ersten Mal – aber wer denkt da schon daran, Fotos zu machen …

Zum Glück überwog die Faszination dafür, Farbe und Details auf so winzige Figuren zu zaubern. Ich hatte schon lange Tommys Figuren bewundert. Und natürlich hatte ich mir ebenfalls im Vornherein bereits einige Videos zu dem Thema angesehen, die meine Begeisterung nur noch gesteigert haben. BlackMagicCraft, Miniac, Ninjon, Squidmar (um nur einige zu nennen) – sie alle haben dazu beigetragen, dass ich neben der Angst mit nur einem falschen Pinselstrich alles zu versauen auch ein gewisses Selbstvertrauen entwickelte, dass das doch alles garnicht so schwer sein konnte.

Selten in meinem Leben lag ich so falsch und richtig zugleich …

Kurz nach meinem ersten Testspiel mit geliehenen Minis hatte ich mir eine eigene Crew zusammengestellt, die grundiert und auf einfache Basen geklebt darauf wartete, endlich ein wenig Farbe zu bekommen. Tommy war so lieb, beim ersten Mal seine Farben mit mir zu teilen, damit ich mich nicht selbst mit einer Basispalette eindecken musste, bevor ich überhaupt sicher war, ob mir das ganze Spaß oder Verzweiflung bringen würde. Nun sind gute Basissets wie die von Vallejo mit um die 30€ kein gigantisches Investment und wir haben alle sicher schon mehr für Dinge ausgegeben, die wir im Nachhinein mit dem Prädikat „Meh“ in unserem Gedächtnis vergraben haben. Allerdings schien mir der Erwerb einer eigenen Farbpalette wie ein Versprechen, dieses Hobby auch nach dem ersten Versuch noch weiterzuverfolgen. Wenn es euch ähnlich geht, fragt doch vielleicht auch einen Freund, der dieses Hobby bereits betreibt. Wenn ihr noch keinen kennt gibt es spezielle Foren oder den kleinen Spieleladen um die Ecke. Manche davon haben eigene Hobbybereiche, in denen Tabletops gespielt oder gemalt und gebastelt werden kann. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Community sehr offen und freundlich ist und sich über jeden freut, der sich für ihr Hobby interessiert.

Grundierung Stufe 2 – schwarze Basis mit weißer Highlightgrundierung (zenithal prime) von oben, aus Richtung der „Sonne“

Ein weiteres Investment das ich – abgesehen von den Pinseln – nicht vor dem ersten Pinselstrich tätigen wollte, war eine Nasspalette. Da Tommy jedoch in seinem früheren Leben MacGyver war (und es viele schöne Anleitungen gibt, wie man sich eine einfache Nasspalette selbst basteln kann), hatten wir mir in kürzester Zeit aus einer Tupperdose, Schwammtüchern und Backpapier zu meiner ersten Nasspalette verholfen. Nur noch schnell eine alte Kaugummipackung als provisorischen Griff, die erste Figur mit Posterkleber befestigen und es konnte losgehen!

Nachdem ich der Versuchung widerstanden habe, so viele Farben wie nur möglich zu verwenden und damit eine Crew von Horrorclowns zu erschaffen (auch wenn die Regeln von Scarlet Seas selbst das zulassen würden), hatte ich mich auf eine Palette von fünf Grundfarben festgelegt: eine als Hauptfarbe der Crew (für ein besonders herausstechendes Kleidungsstück der Figur), drei für untergeordnete Details und Kleidungsstücke (Lederteile, Hemden, Hosen, Stiefel, etc.) und eine Highlightfarbe für Details, die ich besonders hervorheben wollte (Hutfedern, Mützen, Tücher, etc.).

Ich persönlich widme mich nicht immer nur einer Figur, wenn ich eine Crew anmale, sondern arbeite mich farbenweise vor

Und damit konnte es losgehen.

Farbe schütteln. Einen Tropfen auf die Nasspalette. Pinsel ins Wasser tauchen. Ablecken nicht vergessen! Farbe aufnehmen und die Magie wirken lassen.

Es fühlte sich unglaublich an! Mit jedem Pinselstrich hoben sich mehr und mehr Konturen von der weißen Grundierung ab. Mit jedem Pinselstrich wurden aus leblosen Statuen beinahe lebendige Charaktere. Mit jedem Pinselstrich versank ich mehr und mehr zwischen Figuren, Farben und feinen Details.

Nach zwei entspannten Urlaubsnachmittagen fehlten nur noch Stoffe und Metalle

Noch bin ich weit, weit davon entfernt mir anzumaßen, auch nur ein Anfängertutorial geben zu können. Dafür gibt es genug andere, wundervolle Menschen, die dazu wesentlich besser geeignet sind. Was ich euch aber durch diesen kurzen Beitrag geben, oder vielmehr nehmen konnte, war hoffentlich die Angst vor dem ersten Schritt. Denn wie bei so vielem im Leben ist die Überwindung anzufangen das Schwerste. Doch wenn ihr euch darauf einlasst, werdet ihr vielleicht wie ich überrascht und überwältigt sein, wie schön, faszinierend und tatsächlich auch entspannend es sein kann, mit nur einem Pinsel und ein paar Farben winzigen Figuren Leben und Charakter zu schenken.

Gold, Stoff, Wash & Highlights – Die Crew von Captain Räudiger Ranzig und seinen schmantigen Fünf erwacht allmählich zum Leben

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